Bonn zur Zeit Beethovens

Ludwig van Beethoven wurde 1770 in Bonn geboren und lebte dort bis er 1792 nach Wien zog. Aber wie lebte es sich in dieser Zeit in Bonn? Wie war die gesellschaftliche und politische Situation? Hier geben wir einen kleinen Einblick in die Zeit, als Beethoven in Bonn lebte.

Bonn im 18. Jahrhundert

Zu Beginn und in der Mitte des 18. Jahrhunderts war Bonn eine berühmte und prachtvolle Stadt. Sie war die Hauptstadt des Kurfürstentums Köln und war über die Grenzen des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation, wie Deutschland damals hieß, bekannt. Es gab viele prunkvolle Schlösser, die heute teilweise sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. Vor allem unter den Kurfürsten Joseph Clemens und Clemens August bis 1761 entwickelte sich Bonn zu einer besonders glanzvollen Stadt. Diese Epoche nennt man Absolutismus*.

Die Epoche der Aufklärung

Als Beethoven 1770 geboren wurde, befanden sich die Gesellschaft und das Leben in Bonn schon allmählich im Wandel. Mit dem neuen Kurfürsten brach in Bonn eine neue Zeit an – inspiriert und motiviert durch gesellschaftliche Veränderungen in ganz Europa. Während sich in Frankreich die Französische Revolution anbahnte, veränderten sich auch im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation einige Dinge. Die Epoche der Aufklärung machte sich immer bemerkbarer: Die Gesellschaft transformierte sich von einer Ständegesellschaft**, in der der Adel ganz oben stand, immer mehr zu einer bürgerlichen Gesellschaft. Der Adel verlor also an Macht und einfache Bürgerinnen und Bürger gewannen an Einfluss. Sie kämpften für mehr Freiheit, Menschenrechte und Bildung. Die Gesellschaft legte nicht mehr so viel Wert auf Prunk und Glanz, sondern auf sozialen Wandel und Werte wie „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“. Die Epoche der Aufklärung drückte sich nicht nur in der Gesellschaft und der Politik aus, sondern auch in der Literatur: Im sogenannten „Sturm und Drang“ wurden die Werte der Aufklärung großgeschrieben. Zu dieser Literaturepoche gehören unter anderem Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller und Johann Gottfried Herder. Einige Jahre später, um 1795, setzte in der Literatur und Musik die Zeit der Romantik ein, zu der auch manche von Beethovens Werken zählen.

Gesellschaftliches Leben

Gesellschaftlich glich das Leben in Bonn gegen Ende des 18. Jahrhunderts dem in vielen Städten Deutschlands. Es gab keine Plagen mehr, wie zum Beispiel die Pest, die Wirtschaft wuchs weiter und sozialer Wandel machte sich breit. In Bonn lebten zu dieser Zeit etwa 10.000 Menschen, von denen die meisten im Handwerk und in der Landwirtschaft arbeiteten. Dabei ging es ihnen aber nicht immer gut: Bauern mussten viele finanzielle Abgaben machen und ihren Grundherren*** gehorchen und auch Handwerker konnten selten frei entscheiden, sondern mussten sich nach den Gesetzen der Zünfte**** richten. Nach den traditionellen Rollenbildern war hauptsächlich der Mann für die Versorgung seiner Familie zuständig, während die Frau vor allem die Verantwortung für den Haushalt und die Kindererziehung trug. Manche Frauen arbeiteten aber auch nicht nur im eigenen Haushalt, sondern auch auf dem Feld, als Näherinnen oder Mägde. Die Kleidung der Menschen war der Zeit angepasst: Frauen trugen überwiegend lange Kleider, mit Reifröcken und Korsagen darunter. Männer trugen häufig Paukenhosen***** Westen, Lederstiefel und manchmal Gehrock und Zylinder.

Einfluss auf Beethoven

Das Leben in Bonn um diese Zeit war also vor allem von gesellschaftlichem Wandel und Modernisierung geprägt. Da Beethoven genau in dieser Epoche erwachsen wurde, bekam er den Umschwung besonders mit. Oft sagt man auch, dass sich das alles in seiner Musik widerspiegelt: Der Übergang vom Absolutismus zur Aufklärung und von der Wiener Klassik zur Romantik.


* Absolutismus: Epoche vom 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, geprägt von Adelsherrschaft und einer Ständegesellschaft
** Ständegesellschaft: Eine hierarchisch geordnete Gesellschaft, in der der Adel ganz oben steht
*** Grundherr: Ein Adliger, der über das Land der Bauern bestimmte und dem die Bauern unterstellt waren
**** Zünfte (Plural), die Zunft: Zusammenschluss von Handwerkern, der Regeln und Richtlinien vorgab
***** Paukenhose: Eine Hose mit weiten Beinen und engem Bund an den Knöcheln

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