Netzwerk der Zukunft

Es ist eine Reise um die Welt, die 120 Studenten aus 43 Ländern in Berlin antreten. Ihre Aufgabe: Ein Netzwerk zu bilden, auf das sie sich in Studium und Beruf stützen können. Ihre Gemeinsamkeit: Sie haben in der Schule Deutsch als Fremdsprache gelernt, in Afghanistan, Bolivien, Togo oder Indonesien. Ihre Wahl: Sie alle studieren in der Bundesrepublik oder besuchen hier ein Studienkolleg. Zum ersten Mal kommen Absolventen der Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“ (PASCH) zusammen, um sich in Berlin auszutauschen.

Dimitry aus Russland will einen Sporttreff für Fußballwochenenden oder gemeinsame Skitouren einrichten. Ketevan aus Georgien will eine Kontaktliste aufbauen, in der die Berufsrichtungen und Praktika aller Alumni stehen sollen. „Dann weiß ich, wen ich anrufen muss, wenn ich eine Juristin oder einen Tipp für eine Bewerbung brauche“, sagt sie und zeichnet eine Tabelle auf ein Blatt. Hanzhang aus China will einen Pool mit interkulturellen Feiertagen einrichten. „Beim letzten chinesischen Frühlingsfest hätte ich gerne mit Leuten gefeiert, aber ich wusste nicht, wer daran Interesse hat“, sagt sie.

Die Studierenden tauschen sich fließend auf Deutsch aus. Die Sprache, darüber sind sie sich einig, ist der Schlüssel zur Integration. Selbstbewusst, karriereorientiert und sehr erwachsen wirken die jungen Leute, die so früh lernen, alleine im Ausland in einer Fremdsprache zu recht zu kommen. Für viele war der Schritt von der Schule in der Heimat an eine Uni in Deutschland schwierig. Damit - und auch das lernen sie in Berlin - sind sie nicht alleine. Mittlerweile gehen rund 600.000 Schüler weltweit auf PASCH-Schulen. Der Weg an eine Uni in Deutschland ist ihnen damit geebnet.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat die Initiative vor acht Jahren mit damals 500 Partnerschulen ins Leben gerufen. Mittlerweile lernen Schüler an mehr als 1800 Schulen auf allen Kontinenten Deutsch und damit auch die deutsche Kultur kennen. Damit sie sich auch mal persönlich begegnen, hat das Auswärtige Amt sie kürzlich in Zusammenarbeit mit der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) und dem Goethe-Institut nach Berlin eingeladen. Auch der Deutsche Akademische Austauschdienst und der Pädagogische Austauschdienst der Kultusministerkonferenz unterstützen das Projekt.

Kaum ein Kind lernt so früh, international zu denken, wie ein PASCH-Schüler. Dass sie sich das auch im Studium und Berufsleben behalten, sei die Idee von PASCH, sagt Joachim Lauer, Leiter der ZfA. „Wir wollen, dass die jungen Leute Brückenbauer zwischen ihrer Heimat und Deutschland werden, so dass es die nächste Generation leichter hat, politisch, wirtschaftlich und kulturell zusammenzuarbeiten“, sagt er. Das Programm wolle keinen „brain drain“, also die Abwanderung junger, qualifizierter Talente aus ihrer Heimat bewirken. Vielmehr sollen die jungen Leute eine dauerhafte Bindung zu Deutschland aufbauen, egal in welchem Teil der Erde sie einmal leben wollen.

Die Bindung zu Deutschland zu stärken und sich untereinander zu verknüpfen, war auch die Aufgabe für den ersten Alumni-Wettbewerb, der auf der Plattform www.pasch-alumni.de ausgeschrieben wurde. Dafür haben 51 Teams aus 27 Ländern ihre Ideen eingereicht. Bei dem Treffen in Berlin nehmen die sechs Gewinner-Gruppen für ihre Ideen – darunter eine Couchsurfing-Plattform für Alumni und ein Lösungsansatz zu Fluchtursachen in Togo - im Auswärtigen Amt ihren Preis von je 2000 Euro zur Umsetzung des Projekts entgegen.

Auch die Gruppe um Dimitry ist am Ende des Treffens am Ziel ihrer Reise um die Welt angelangt. Die fünf Studierenden haben sich geeinigt, wie ihr Netzwerk aussehen könnte: Es soll  einen Ansprechpartner für die Alumni in jedem Bundesland geben. Bei ihm oder ihr sollen Ideen zusammenlaufen und koordiniert werden. Dann kann Dimitry auf sein Fußballwochenende fahren, Ketevan Infos zu einem Praktikum sammeln und Hanzhang muss das nächste chinesische Frühlingsfest nicht mehr alleine feiern


Datum: 04.12.16
Autorin: Eva Lindner