Die Bibliographische Spurensuche
Peter Hess ist der Meinung, dass über die Stolpersteine viel angestoßen worden ist. Auf ihrer Grundlage sind zahlreiche andere Projekte entstanden, wie zum Beispiel die biographische Spurensuche: Seit 2007 werden Bücher veröffentlicht, die die Biographien der Hamburger Opfer des Nationalsozialismus und der Verfolgung dokumentieren. Jedes Buch befasst sich mit einem Stadtteil Hamburgs oder mit einer bestimmten Gruppe von Verfolgten, wie die 136 Ermordeten eines Transports aus Hamburg in eine Tötungsstätte. Beate Meyer von dem Institut für die Geschichte der deutschen Juden, hat das Projekt (zusammen mit Rita Bake von der Landeszentrale für politische Bildung) 12 Jahre geleitet und dafür auch Personen geschult, wie man Biografien schreibt. Bis jetzt sind 21 Bänder veröffentlicht worden.
„Ich bin 2006 zum ersten Mal in Kontakt mit dem Stolpersteine-Projekt gekommen. Ich fand super, dass die Stolpersteine Kommunikation auslösen, aber es war mir noch zu oberflächlich,“ erzählte mir Meyer. Sie hat also angefangen, die Biographien der Opfer zu recherchieren und veröffentlichte das erste Buch dazu. „Erinnerungskultur ist oft nur bei besonderen Anlässen oder Gedenktagen präsent. Wir versuchen mit der Stolperstein-Initiative, die Erinnerung auf den einzelnen Menschen zu beziehen und sie in der Umgebung zu verankern, in der er gelebt hat.“
Für Meyer ist es aber auch wichtig, dass der Lebenslauf dieser Menschen wissenschaftlich korrekt erforscht wird: „Wir wollen nicht, dass die Personen, die die Erinnerungskultur betreiben, über ihre Gefühle dazu schreiben. Der Mensch, über den geforscht wird, muss im Vordergrund stehen. Von daher habe ich persönlich den Anspruch, dieses Projekt als wissenschaftliche Arbeit durchzuführen. Ich begleite und berate die Biographieforscher dabei. Dafür arbeiten wir mit zahlreichen Aktenbeständen in Hamburg und haben viele Kontakte in auswärtige Archive.“
Überall da, wo Stolpersteine gelegt werden, werden in der Regel auch die Biographien erforscht. Aber in keiner anderen Stadt ist das Projekt so umfangreich und gut organisiert wie in Hamburg. „Wir haben das Glück gehabt, dass die Landeszentrale für politische Bildung uns unterstützt hat, sodass sie die Grafik-, Druck- und Vertriebskosten für die Veröffentlichung der Bänder unserer Reihe und für unsere Website übernommen haben,“ so Meyer.