Alumnitreffen der PASCH-Schulen in Kiew
Es war das erste Treffen dieser Art, aber schon der Start gelang: Gastfreundliche Kiewer holten die Angereisten vom Flughafen ab und vermittelten einen ersten Eindruck von ihrer Heimatstadt, die im frischen Schnee glitzerte.
Beim Sektempfang am ersten Abend „beschnupperten" sich alle neugierig, es wurde auch gelacht und Sympathien entstanden. Selbst die beiden Alumni aus Aserbaidschan und Armenien waren danach einverstanden, gemeinsam untergebracht zu sein.
Am Morgen des 17. November wurde die Konferenz offiziell mit einem Impulsvortrag zum Thema „Zivilgesellschaft" von Dr. André Härtel, Fachlektor des DAAD für Politikwissenschaften an der Mohyla-Akademie in Kiew, eröffnet. Dr. Härtel veranschaulichte, warum sich die Zivilgesellschaften im postsowjetischen Raum unterschiedlich entwickeln und wie sich die Unterstützung aus den westeuropäischen Ländern verändert. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer interessierten sich in der anschließenden Diskussionsrunde insbesondere für Prognosen unter den veränderten geopolitischen Bedingungen.
Marlen Töpfer vom DAAD, die die PASCH-Alumniseite verantwortet, erläuterte via Skype den Aufbau und Funktion der Website und lud zur aktiven Mitarbeit ein. Die Schaffung einer Community der PASCH-Alumni auf dieser Plattform zum zukünftigen regelmäßigen Austausch wurde einhellig begrüßt.
Der Vorstandsvorsitzende der eben gegründeten deutschen AHK (Auslandshandelskammer) in der Ukraine, Alexander Markus, verdeutlichte die Anforderungen deutscher Firmen an Mitarbeiter aus dem Inland. Die Kenntnis der deutschen Sprache allein reiche nicht aus. In Verweisen auf seine eigene Biografie illustrierte er auf humorvolle Art die Notwendigkeit, sich selbst immer wieder neu zu orientieren, sich lebenslang weiterzubilden und vor allem selbstbestimmt zu agieren.
Im letzten Teil der Auftaktsitzung stellten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich und ihre ehrenamtliche Arbeit im Heimatland dar. So gründete eine georgische Teilnehmerin vor einem Jahr eine Gruppe zur Unterstützung der Vorbereitung von Studentinnen und Studenten auf die globale Arbeitswelt. Gemeinsam mit Experten bilden sich diese politisch und fachlich weiter, lernen, sich auf dem internationalen Arbeitsmarkt zu bewerben. Eine andere Georgerin ist journalistisch aktiv, ein Alumni betreut Kinder in einem Sportverein. Sehr interessant war die Vorstellung der Arbeit im HUB Odessa, einer Organisation von Freiwilligen, die insbesondere junge Leute in Expertendiskussionen, in politisch brisanten Lesungen und Aufführungen oder beim „urban gardening" zusammenbringt.
Der Nachmittag gehörte der Stadt Kiew.
Eine Exkursion im Zentrum und der Ausflug zum Kiewer Höhlenkloster brachten den Gästen die touristischen Attraktionen der ukrainischen Hauptstadt näher. Am Abend begrüßte der Leiter des Kulturreferats der Deutschen Botschaft in Kiew, Dr. Christian Hattendorff, die Alumni in seinem Dienstsitz zu einem Buffet. Er interessierte sich für die Situation der jungen Menschen in ihren Heimatländern und gab gute Wünsche mit auf den Weg.
Der zweite Tag war Motivationsbesuchen an drei Kiewer DSD-Schulen gewidmet. Hier diskutierten die Alumni mit den Schülerinnen und Schülern politische Teilhabe, sahen eine Schaudebatte „Jugend debattiert" und machten den Kandidaten zum Deutschen Sprachdiplom Mut. Die Lehrkräfte aus Deutschland, Herr Ehrlich, Herr Hantke und Herr Wolf, unterstützten diese wichtigen Begegnungen in der Vorbereitung und Durchführung.
Um konkrete Unterstützung durch deutsche Stiftungen in allen fünf Teilnahmeländern ging es im Seminar mit dem Projektleiter der Hanns-Seidel-Stiftung in der Ukraine, Daniel Seiberling, und dem Direktor des Büros der Heinrich-Böll-Stiftung in Kiew, Sergej Sumlenny. Es entspann sich zusätzlich eine Diskussion um Gender-Politik. Noch in der Kaffeepause waren die Alumni und die beiden Stiftungsvertreter in weiterführende Gespräche vertieft.
Den Abschluss der Seminar-Arbeit bildete ein Workshop mit der DAAD-Lektorin Anja Lange. Sie führte gute und schlechte Beispiele für zivilgesellschaftliches Engagement vor, bei denen auch viel gelacht wurde.
Am Abend beeindruckte das Art-Ensemble „Ketzerpop" aus Leipzig mit sowohl leisen Tönen, wie im Song um die sterbende Frau Schumann, als auch mitreißenden Titeln. Die Zugabe „To the River" brachte noch einmal alle auf die Tanzfläche.
Bei der Auswertung am Samstag, dem 19. November, gab es die einhellige Meinung, dass solche Alumnitreffen in Zukunft regelmäßig durchgeführt werden sollten, da durch direkte Kommunikation Vertrauen entsteht und sowohl Austausch als auch gemeinsame Aktionen planbar werden.
Datum: 22.11.2016
Autorin: Dr. Andrea Meyer - ZfA Fachberaterin für Deutsch/ Koordinatorin in der Südukraine