An der Ostsee zu Hause, als Alumni vernetzt: DSD–Alumni aus Dänemark, Finnland, Polen und Schweden treffen sich in Warschau
„Gelebte Vielfalt“ – unter diesem Motto stand das von der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) finanzierte Treffen von 32 Alumni aus Dänemark, Finnland, Polen und Schweden, den Fachberaterinnen Kathrin Drygala de Oliveira (Stockholm), Susanne Lindemann (Breslau), Milena Rehn (Helsinki) und dem Fachberater Karl-Martin Everding (Warschau). Begleitet haben das Projekt Christina Schenk, Jochen Käfer (ZfA 6) und Laura Scherf (DAAD Bonn).
„Familien?“ Verwirrung zeigte sich auf einigen Gesichtern, als angekündigt wurde, die Alumni würden jetzt „Familien bilden“. Mit kleinen, verschiedenfarbigen Klebepunkten auf der Stirn wurden internationale Gruppen – die „Familien“ – zusammengestellt, die auf dem Treffen gemeinsam arbeiten und die Freizeit gestalten sollten. Schnell fanden sich die Gruppen an den Tischen, nach kurzer Eingewöhnungszeit arbeiteten sie so lebendig und frohgemut an der Vorbereitung des Besuchs in der Deutschen Botschaft auf Deutsch zusammen, wie man es sich nur wünschen konnte. Ein erster Höhepunkt des Treffens!
Etwas aufgeregt, aber gut vorbereitet und mit zahlreichen Plakaten im Gepäck, machten sich die Jugendlichen am nächsten Morgen zu Fuß auf den Weg zur Auslandsvertretung, wo die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von dem Gesandten und Stellvertreter des Botschafters, Knut Abraham, und der stellvertretenden Leiterin der Kulturabteilung, Heidrun Jung, begrüßt wurden. Knut Abraham ging in seiner Begrüßungsansprache auf die Rolle des Fremdsprachenlernens im zusammenwachsenden Europa ein: Gerade bei der Zusammenarbeit auf wirtschaftlichem Gebiet sei es wichtig, die Sprache des Partnerlandes zu beherrschen. An den DSD-Alumni, die beim Fremdsprachenlernen beispielhaft vorgegangen seien, könne sich die deutsche Seite orientieren, weil es in manchen deutschen Regionen an der Bereitschaft hapere, die Sprache des Nachbarlandes zu lernen.
In den folgenden Kurzpräsentationen skizzierten die Alumni ihre Erfahrungen mit dem Deutschunterricht, ihr Verhältnis zu Deutschland, Gründe für ihre Studienortwahl und berufliche Pläne mit der deutschen Sprache. Sehr interessiert zeigten sich die Botschaftsvertreter*innen an den persönlichen Gründen für die Entscheidung, das Deutsche Sprachdiplom (DSD) abzulegen, aber auch an den Überlegungen dazu, was Jugendliche wohl davon abhalten könnte, Deutsch zu lernen. Auf die Frage danach, was die frischgebackenen Alumni ändern würden, wenn sie könnten, stand der Wunsch nach Raum für noch mehr authentische Begegnungen und Anwendungsmöglichkeiten für die Sprache im Vordergrund.
Grund genug, sich auch Gedanken darüber zu machen, wie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre eigene Alumniarbeit möglichst nachhaltig gestalten können. Ziel sollte es sein, die positiven Impulse des Treffens zu bündeln und in individuelle Projekte zu verwandeln. Wie das konkret und persönlich aussehen könnte, wurde zum Abschluss des Treffens in einem „Markt der Möglichkeiten“ dargestellt.
Es war beeindruckend zu sehen, in welch hohem Maße die Alumni die Impulse der Veranstaltung nutzten, um ihre Ideen zu entwickeln: Da wurde geplant, als Botschafter der deutschen Sprache an die Schulen zu gehen, um auch an Grundschulen authentische Werbung für die deutsche Sprache zu machen, die Internetseiten und Social-Media-Kanäle der eigenen Schulen mit Deutschinhalten zu füllen, ein Internetportal zur Vernetzung von Deutschlernenden auszubauen, Lehreraustausche zu organisieren, an Tagen der offenen Tür den Stand der Fachschaft Deutsch der ehemaligen Schule zu betreuen, auf Deutsch zu kochen, Teamteaching durchzuführen oder als DSD-Mentor*innen zu fungieren.
Zur Vernetzung untereinander wurden bereits während der Veranstaltung die PASCH–Alumni-Plattform und ihre Möglichkeiten vorgestellt, auf Initiative der Jugendlichen hin wurden aber auch gegenseitige Besuche in Form von „Couchsurfing“ geplant und ein zweites Treffen in Erwägung gezogen.
Auch Vorträge der deutsch-polnischen Industrie- und Handelskammer Warschau und der Außenstelle Warschau des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) standen auf dem Programm.
Viel zu schnell war alles vorbei. Am Bahnhof gab es vereinzelt Tränen – die „Familien“ mochten nicht auseinandergerissen werden.
Doch zum Glück endet die Alumniarbeit nicht am Hauptbahnhof in Warschau: Am 27.09.2019 setzte die Alumna Alice Arvidsson bereits ihre Idee um, auf der Konferenz der dänischen und schwedischen Schulleitungen im schwedischen Ängelholm sehr überzeugend von ihren positiven Erfahrungen mit dem Schulfach Deutsch und der Relevanz der Sprache für ihre berufliche Orientierung zu berichten.
Autoren:
Kathrin Drygala de Oliveria (Stockholm)
Karl-Martin Everding (Warschau)
Susanne Lindemann (Breslau)
Milena Rehn (Helsinki)